Ausverkauf Deutschen Know How´s?

Ab einem gewissen Alter ertappt man sich beim Zurückschauen. Bei mir hat das vor ein paar Tagen ein Gespräch ausgelöst. Unwillkürlich ertappte ich mich bei der Frage: Welche deutschen Baugerätehersteller gibt es heute noch? Und ich meine damit deutsche Unternehmer mit Ihren Unternehmen in Deutschland produzierend. Denkt man an Bagger fallen mir nur noch zwei ein, Sennebogen und Liebherr. Denke ich an Walzen: Hamm. Denke ich an Planier – und Laderaupen? – Außer Liebherr – Fehlanzeige. Was gab es da noch in den 1970iger und 80iger Jahren für eine, Vielfalt an deutschen Herstellern insgesamt! Atlas, Bavaria, Bergmann, Cramer, Demag, Eder, Frisch, Faun, Fuchs, Gmeinder, Gross, Gottwald, Hanomag, Hatra, Kaelble, Kaiser, Kramer, Krupp, Liebherr, Menck, Moog, MAN-GHH, Nobas (DDR), O&K, Paus, Peiner, Sennebogen, Schaeff, Schopf, Tarkraf,  Weserhütte, Wolff, Zeppenfeld u.v.m.

Wie sieht es heute aus?

Atlas und Fuchs und Schaeff gingen in Terrex auf, ebenso der Kranbau von Demag. Bavaria gibt´s nicht mehr. Bergmann und Cramer leben noch. Eder vertreibt heute Case Produkte, hat aber keinen eigenen Baggerbau mehr. Frisch landete bei Faun, Faun wurde aufgeteilt, Baumaschinen zu O&K, O&K zu Caterpillar, Faun Krane zu Tadano. Gmeinder kam zu Kaelble, Kaelble machte Konkurs.  Gross gibt´s nicht mehr, Gottwalds Krane kamen zu Mannesmann DEMAG, dann zu Terrex und nun zu Tadano und der Name ist – Geschichte. Kaiser kam zu Liebherr, zumindest die Baukrane. Menck wurde Köhring und der M750 Bagger zur Mutter der Liebherr Seilbagger. Hanomag wurde Komatsu, auch die DEMAG Bagger. Hatra gibt´s nicht mehr. Krupp wurde Grove.  MAN-GHH gibts noch, Nobas ist Papenburg Gruppe, Paus ist selbstständig, Peiner gehört zu Terrex, Sennebogen ist noch selbstständig, Schaeff gehört zu Terrex, den Namen gibts nicht mehr, Fuchs ist eine Marke von Terrex. Schopf gehört zu Goldhofer, Weserhütte ist Konkurs, Wolff Krane lebt noch und hat schweizer Eigentümer. Solche Entwicklungen gibts überall im Maschinenbau und in der Industrie. Sie hat zu einem nie vorher dagewesenen Niedergang der deutschen Industrie geführt mit der Folge, dass vielfach Unternehmen dicht machten, Arbeitsplätze verloren gingen und die Produktion im Ausland stattfindet. Manche Städte hatten zeitenweise in den 1980iger und 90iger Jahren mehr als 10 % Arbeitslose!

Das ist insgesamt eine Entwicklung, die ich als ungut empfinde. Und ich habe den Eindruck, dass das im Automobilbau langsam auch Platz greift. Wir sind dabei unsere Wissen in diesem Bereich und den Vorsprung an andere Länder zu verlieren.  Die Chinesen haben schon vor Jahrzehnten ein Stahlwerk hier abgebaut und in China wieder aufgebaut. Es war damals eines der modernsten.

Nein, ich bin nicht der Meinung deutsche Technik unter Verschluß zu halten, aber wenn ich über die Jahrzehnte meine Beobachtungen zusammenfasse, gewinne ich den Eindruck, dass wir auf dem besten Weg sind, all unser ganzes technisches Know How anderen zu überlassen, anstatt selbst damit zu wuchern. Wer in Deuschland produziert, deutsche Löhne und Steuern zahlt, kann nicht für Preise chinesischen Niveaus verkaufen. Der Kunde erhält dafür auch eine entsprechende Qualität als Gegenleistung.

Mehr Selbstbewußtsein und Vertrauen in das, was wir da verkaufen möchten, und einen gewissen Stolz darauf, dass das, was man da veilbietet, sein Geld auch wert ist, dass es preiswert ist, das heißt seinen Preis wert ist, tut not. Der Konkurent hat das! Da hat “Geiz ist geil” nichts verloren, aber auch nicht die so oft versuchte Bazarmethode, mal zu versuchen und zu sehen, wie weit man die Zitrone pressen kann, als Interessent, bis man handelseinig ist. Wer sich pressen lässt, wird erpresst. Und wer erpressbar ist, ist bald raus aus dem Geschäft. Denn: Wer erpresst ist, ist nicht mehr sein eigener Herr, er hat sich dem Erpresser ausgeliefert und ist dadurch unfähig noch selbst zu agieren. Er folgt einem Diktat, wird dominiert. Das sollte man nicht zulassen und sich seine Handlungsfähigkeit bewahren. Ich habe auf manches scheinbar lukrative Geschäft verzichtet, habe aber meine Handlungsfähigkeit immer behalten!

An einer Branche wird das Dilema sehr deutlich sichtbar, der Gastronomie. Wo sind sie noch, die deutschen Restaurants in unseren Großstädten? Ich gehe gerne zum Griechen und auch zum Italiener, zum Türken und zum Inder. Aber genauso gerne in ein deutsches Lokal. Doch in so mancher Großstadt ist das deutsche Lokal inzwischen ein Geheimtipp. Als Fremder findest du es nur zufällig, oder wenn du jemanden fragst und der Gefragte dir den Weg weist.

Es will aber auch kein Deutscher mehr Gastronom sein. Wie schade! Wieviel Kultur wir verloren haben merken wir erst,wenn das letzte deutsche Lokal geschlossen hat. Soll es so auch mit unserem technischen Know How gehen und mit unserer Industrie? Wo bleibt der Stolz und das Selbstbewußtsein, was deutsche Ingenieurskunst hervorgebracht hat? Wir sollten dieses Erbe pflegen und selbstbewußt hier entwickelte Technik präsentierend nach draußen tragen. Das gilt für alte und moderne, zeitgemäße Technik.

Aber unsere Industrie hat leider kein großes Bewußtsein dafür entwickelt. Es gibt kaum ein Unternehmen der Nutzfahrzeugbranche, das z. B. Nutzfahrzeugtechnik vergangener Zeiten erhält und pflegt. Nicht mal ein allgemeines Nutzfahrzeugmuseum gibt es, in dem man die Entwicklungen sehen und studieren kann. Gleiches gilt für Baumaschinen.

Spätestens seit der Entdeckung der Pyramiden gibt es ein Bewußtsein, dass Bauen ein Ausdruck von Kultur ist. Wenn das so ist, sind es dann nicht auch jene Maschinen, die dem Menschen die Arbeit erleichtert haben? Sie sind genauso Kulturgut. Wo sieht man einen Laufradkran im Original, oder als Modell, die in früherer Zeit mithalfen die Kirchen zu bauen? Was wäre, wenn nicht vereinzelte Enthusiasten, wie die Mitglieder der IghB (Interessengemeinschaft historische Baumaschinen), oder Herr Seibold in Ratteldorf, Originalmaschinen gesammelt und aufgearbeitet hätten und ausstellen würden, oder Bauunternehmer wie Walter Feikert, der ein Baumaschinen – Modellmuseum eröffen hat, geben würde. Sie sind es, die dieses Bewußtsein mit Enthusiasmus und Freude hinein in unsere Gesellschaft tragen. Sie vermitteln: nicht nur das Bauen ist Kultur, oder Ausdruck derselben, auch der damit verbunden Einsatz von Geräten und Maschinen ist es. Der Erhalt solcher Maschine und die damit verbundene Dokumentation der damit gezeigten und erhaltenen Technik ist Ausdruck von Kultur. Diese Arbeit ist nicht hoch genug zu würdigen, weil sie ein Bewußtsein innerhalb der Gesellschaft dafür schafft, dass aktuelle Technik nicht ohne die technische Entwicklung möglich wäre und auch diese Geräte ein erhaltenswertes Kulturgut sind. Das sollten wir fortführen in allen Technikbereichen und das Alte auch pflegen und erhalten.