Ich bin enttäuscht von Herrn Aiwanger und genauso von Söder und Co. Warum?
Erst mal sollte man festhalten: Was ein Jugendlicher mit 15, 16 oder 17 von sich gibt, ist oft Haare sträubend, oft nicht zuende gedacht, oder bis zu Ende durchdacht und deshalb nicht unbedingt erst zu nehmen. Derartige Äußerungen sollte man daher nicht unbedingt auf die Goldwaage legen. Dass das geschah, hat den Medien und der Politik und jenen, die die Sache ins rollen gebracht haben, mehr geschadet, als Herrn Aiwanger selbst. Es war eine Schmierenkomödie übelster Art, diese Dinge ans Licht zu zerren. Egal wer dahinter steht oder stand, das ist unterste Schublade und sollte auch im Wahlkampf keine Bewertung und Verwertung und Beachtung finden. Das ist die eine Seite.
Die andere Seite ist die, dass es Herrn Aiwanger gut zu Gesicht gestanden hätte, wenn er klare Stellung bezogen hätte. Nein, ich nehme Ihm nicht ab, sich nicht mehr zu erinnern. Ich erinnere mich noch nur zu gut an den von mir begangenen Mist. Ich reklamiere aber auch für mich, meine Meinung und Einstellung aufgrund von Auseinandersetzung mit der Geschichte, Begegnungen mit Menschen und Fakten und selbst gemachter Lebenserfahrung, meine eigene Einstellung zu überdenken und korrigieren zu dürfen. Man reift ja auch als Person und Persönlichkeit.
Dieses Recht gilt auch für Herrn Aiwanger. Und dennoch hätte ich mir eine klare Botschaft und eine Distanzierung und Aufklärung von ihm gewünscht. Man kann und man darf sicht ändern, seine Einstellungen, Überzeugungen, Meinungen und Lebensweise.
Ich stehe zu meiner Vergangenheit und möchte zu ihr stehen, auch wenn sich manches in meinem Leben verändert hat, weil ich in jungen Jahren manches nur zum Teil überblickt, begriffen und verstanden habe. Und doch bleibt auch heute mein und unsere aller Wissen und Erkenntnis, Stückwerk. Darin liegen auch viele Chancen. Und für einen Neubeginn, für eine Korrektur ist es nie zu spät.