Wer selbst Modellbau betreibt weiß: Es bedarf einer scharfen Beobachtung und einer ständigen Beschäftigung mit der Materie. Wer Gebäude selbst bauen möchte – und das bietet sich besonders bei großen Spuren an, da dort Gebäudemodelle als Bausätze rar sind und teuer, oder nur als Fertigmodelle zu bekommen sind- sollte sich überlegen, ob er sich nicht am Selbstbau versucht. Wichtig dabei: Sich mit seinem Vorbild intensiv beschäftigen, Fotos machen, evtl. älter Bilder zum Vergleich dazu ziehen, auf jedenfall aber mit Architektur allgemein auseinandersetzen.
Dazu gehört die Fassadengliederung, die Gestaltung derselben und Ihre Wandstärke. Manche Fassaden sind ganz oder teilweise mit Schindeln verkleidet. Fenster sind dem Mauerwerk gegenüber meist zurück gesetzt. Die Gestaltung von Tür und Fensterstürzen und natürlich auch die Fenster und Türen selbst. Farben von Fensterrahmen und Gliederung mehrscheibiger Fenster.
Dazu die Dachausführung und Gestaltung. Was findet sich auf einem Dach wieder? Welche Dächer (Deckung) werden wo verwendet? In verschiedenen Regionen kann das sehr wichtig sein, um diese unterstreichend damit darzustellen. Kamine und deren Anordnug, Entlüftungsrohre wie z. B für die Abwasserleitung, Antennen und -Schüsseln, Verstärker für Funk und Telefon, etc.
Aus dieser Aufzählung, die willkürlich und unvollständig ist, läßt sich schon erkennen, dass es sehr reizvoll sein kann, Gebäudebau selbst vorzunehmen um eben die individuelle Gestaltung einem Gebäude zu geben, die man gerne hätte.
Ich möchte den Leser hier einladen mit mir gedanklich den Bau des Wohnhauses des von mir gebauten Bauernhofes mitzugehen.
Als Material für die Fassade wählte ich 5 mm Polystyrol. Für die Fenster 2,5 mm. Es handelt sich um ein Gebäude passend zur Spur 0. Daher habe ich den Architekturmaßstab 1:50 gewählt. Warum nicht 1:45 oder 1:43,5? Die ohnehin schon großen Gebäude wären dann nochmals ca. 10 % größer, was sich doch beträchtlich auch im Platzbedarf auswirkt. die 10 % Größenverlust fallen aber beim Maßstab 1:50 aufgrund der schon gewaltigen Größe nicht mehr so ins Gewicht. (Scheune mit Stall im Modell: L x B x H: 0, 40 x 0,20 x 0,22 m ; Wohnhaus L x B x H: 0,28 x 0,26 x 0, 20 m). Im Original sind das 20 x 10 x 11 m bei der Scheune und beim Wohnhaus 14 x 13 x 10 m das sind immerhin 200 qm Scheune und 182 qm Grundfläche für das Wohnhaus.
Die einzelnen Wandflächen wurden CAM gezeichnet und CAD geschnitten. Man kann aber auch entsprechende Wandungsstärken bekommen, indem man auf Holz oder auch Wellpappe zurück greift, mit entsprechender Materialstärke. Diese Materialien lassen sich dann auch besser, weil einfacher, manuell bearbeiten ( Schneiden mit dem Cuttermesser oder mit der Säge).
Nach dem Fräsen habe ich die Wände rundum zusammengebaut und die Seitenflächen mit Bruchsteinmauerwerk bezogen. Das die Fenster überdeckende Mauerwerk wurden oben und unten im Fensterausschnitt freigeschnitten und nach Innen ungeklappt und angeklebt. Da ich auf eine Beleuchtung und damit auch Einrichtung verzichte, brauche ich auch keine großartige Fenstergestaltung. Hinter die Türen und Fenster klebte ich von innen die “Scheiben” in Form von Plexiglas aus 0,5 mm straker Blisterfolie, die ich mit Teppichboden – Klebeband von innen fixiert habe.
Die Türen wurden danach zusätzlich mit durchsichtigem Wellblechdach aus dem Architekturmodellbau versehen. Befestigung wie vor. Dieses Material verwende ich sehr gerne auch als “Gardinen”, oder Reste von Borten in weiß. Auch Seidenpapier kann hier Verwendung finden. Buntes Papier, z. B. Regenbogenpapier, kann gut als Übergardinen Verwendung finden. Ich habe aber auch schon graues oder Buntes “Wellblech” von Auhagen, Faller und Co dafür verwendet.
Einrichtungen für Zimmer gibt es im Architekturmodellbau in weiß. Wer sie lieber farbig hat, kann sie entweder lackieren, oder wer Holz vorzieht, kann sich aus Sperrholz und oder Holz- leisten, die sich auch beizen lassen, ganze Einrichtungen bauen. Ich habe verschiedentlich das gemacht.
Einige Fenster sollen verdunkelt sein. Kein Problem. Mit Wellblechnachbildungen aus dem Bauprogamm der Modellbahnzubehörindustrie lassen sich Rollos und – wie erwähnt auch Vorhänge – problemlos nachbilden.
Nach dem bis hierher gebauten Gebäude wurden für das Dach aus 5 x 5 mm Leisten die Dachsparren geschnitten, die Enden abgerundet und mit einer zweiten abgerundeten, kurzen Leiste unterklebt und in die Aussparungen der Giebelwände eingesetzt. Anschließend wurden die Überstände der Leisten über die Ganze Länge von Hand abgeschliffen, damit danach die Dachunterhaut aus Holz auf die Sparren geklebt werden kann und richtig auf den Sparren aufsitzt. Ich habe dazu genutete Evergreenplatten mit 1, 0 mm stärke genommen, und diese, damit sie später den Lack gut annehmen, leicht mit 600ter Schleifpapier angerauht. Auf diese Unterkonstruktion habe ich dann einen braunen Wellkarton aufgeklebt. Dafür habe ich wieder Teppichklebeband benutzt.
Ich würde mich freuen, wenn Ihnen der kleine, bewußt kurz gehaltene Baubericht eine Hilfe und Anregung ist, es mal selbst zu versuchen. Die Mühe lohnt und verfeinern kann man immer.
Zu den Bildern: Bild 1 und 2: Die aktuellen Gebäude Bild 3: Beispiel für ein Gebäude mit selbst gebauter Einrichtung